Kid P. holt zum Rundschlag aus: Er beginnt eine
Reihe von Städtereportagen mit der Wahrheit über Hamburg.
DIE WAHRHEIT ÜBER HAMBURG!
Wir brauchen keine Streicheleinheiten mehr für
Neue Deutsche Musiker/Künstler! Es gibt schon zu viele verschreckte
Kleinartisten, die es gewohnt sind, von SOUNDS gehätschelt zu werden.
Und zu viele kleine Würstchen, die sich für ernste Musiker halten
und sichtlich verstört waren über meine Fragen und nichts zu
sagen hatten. Das Ergebnis: mehr Informationen über Bildungsbürger
und grenzenlose Langeweile. Und keine Gemeinheiten, sondern Wahrheiten.
|
Der frühe Dorau und seine Gönner
Albert Oehlen
(Fotos: Ilse Ruppert, Sabine Schwabroh)
|
Von Kid P.
GRUPPEN
Abwärts sind der bisher letzte bekannte Panikeinkauf der
Plattenindustrie. Aber wenn alle Hausbesetzer, Hascher und Hippies ihre
neue grausige LP kaufen, werden sie der Phonogram auch die hohe Vorzahlung
(man hört von 50 000 DM) wieder einspielen. Aber der Abwärts-Versuch,
den Hippie unter dem Deckmantel des New Wavers wieder salonfähig
zu machen, dürfte endgültig gescheitert sein. (Erklärung
für Jörg Gülden: Hippies sind meist drogengeschädigte
Typen, die sich für sehr fortschrittlich halten, obwohl ihre [Weltverbesserungs-]
Ideale von gestern sind.)
Die Doraus und die Marinas
Ein junger und unschuldiger Oberschüler (Dorau) nimmt bei Holger
Hiller Gitarrenunterricht und gerät damit immer tiefer in die Strudel
der neuen Hamburger Szene. Nach einer völlig dämlichen Kunst-Single
("Der lachende Papst", die er auch heute noch witzig findet,
und die sich 1000 x verkaufte) wird er als "Fred vom Jupiter"
Held der Zwölfjährigen aller Altersklassen. Mit noch mehr Schnullerliedchen
im Popper-Schaumburg-Rhythmus will er jetzt endlich die Herzen unschuldiger
Mädchen erobern, denn vorerst bleibt ihm nur mit trauriger Hundemiene
die Erkenntnis "Ich hab ja keine weiblichen Fans".
Unterstützt wird der Meister (der als Texter und Komponist diktatorisch
über seine Untergebenen gebietet) dabei von Jan Krowoth (dr), Christian
Kellersmann (sax), Godeke Ilse (org), Helge Gabrecht (16, tr) und dem
Ex-Front-Bassisten, Arbeitersohn und Architekturstudenten Jürgen
Keller (ohne Altersangabe). Und den Marinas, vier 13-15-jährigen
"nicht sonderlich attraktiven Gymnasiastinnen" (O-Ton Dorau),
die ihm ein Freund besorgt hat, und die nicht größer sein dürfen
als der Meister. Sein Rezept: leicht neugewellte Schaum-Schlager mit Einfachst-Ohrwürmern
(Melodien, die aus anderen Ohrwürmern geklaut/zusammengeschraubt
sind). Wem nutzt schon Kunst (abstrakt und wertvoll)? Gute Musik muß
man gebrauchen können. Und Dorau macht Hintergrundmusik für
gestreßten Hausputz, fürs Bügeln, Zähneputzen und
Marmeladenbrotschmieren. Musik, die ich ertragen kann, und die manchmal
sogar angenehm ist.
Halte Dorau nicht für harmlos. Er hat schließlich den Typ des
ewig vorpubertären sexuellen Versagers kultiviert. Der Pfarrerssohn
mit Mutterbindung (als Kind wachte er schreiend bei Alpträumen auf
und schlief weiter bei Muttis beruhigendem Küßchen) ist nicht
der Traumschwiegersohn, sondern der Traumsohn; mit ausrasiertem Nacken,
Scheitel (den ihm der Friseur ziehen muß, kämmen kann er sich
aber schon alleine) und zu großem Kopf (was ihn auch bei normaler
Körpergröße wie einen kleinen Jungen aussehen läßt).
Mit einer Kaufmann-Lehre bei Burmah Oil (Castrol) und harmlosen, aber
witzigen Jugendsünden (bei Karstadt Ostereier zerdrücken). Der
"Die Kinder aus Bullerbü" liest und im Fernsehen die Waltons,
Raumpatrouille und Sinatra-Gene-Kelly-Astaire-Filme (großartig!)
sieht. Und träumt, ein Held zu sein wie seine Vorbilder Vegas/Dan
Tanna und Joachim Fuchsberger (in den Edgar-Wallace-Filmen). Also völlig
folgerichtig, daß er sich mit Nivea Babyseife wäscht und das
grüne 8x4 Deo benutzt.
Noch mehr grüne Jungs finde ich bei Fähnlein Fieselschweif.
Die Oberschüler Stefan Koenig (17) und die Brüder Jan und Marq
Krowoth (17, 18) sind nette Leute, die TV und Sport mögen (Jan besitzt
zwei Motorcross-Rennmaschinen, eine 50 und eine 125 ccm) und angeben,
noch keinen Sex gehabt zu haben (DD: "Kann man glauben"). Stefan,
der auch bei der nervigen Langweilerband Meist Reichen Schmiergelder
Gitarre spielt, hat allerdings einen Hang zum Spinnen. Er erzählt,
sie seien lustige Pfadfinder; ich sage, sie sind auf dem falschen Pfad.
Flying Klassenfeind ist die SOUNDS-Redaktionsband, die Oldies/Musiktradition
verhunzt/vergewaltigt. Sie nennen es, "Popgeschichte von 1955-heute
verfremden". Mit den Gebrüdern Diederichsen, M. Ruff, Markus
Oehlen, dem amerikanischen Architektensohn und Neue-Welle-Jango Edwards
Chris Lunch (24) und dem Grafiker und Journalisten Jörg Gülden
(37), Sohn eines Verwaltungsdirektors dreier städt. Bühnen;
ein Lennon/Iggy-Verehrer, der anno 69 der erste Hamburger Besitzer einer
Stooges-LP war.
Leute mit Hasch- und Hippie-Marotten finden bei den "Anarchisten
auf der falschen Fahrbahn" (äußerst treffende Selbsteinschätzung)
ihre geistige Heimat. Geisterfahrer machen schnöde Rock-Hippie-Drogenmusik.
Vor allem Arbeitersohn Michael Ruff (25, Journalist und Student) und Fuhrunternehmersohn
Matthias Hans-Jörg Schuster (29, Taxifahrer, der angibt, noch in
der elterlicher Villa zu wohnen, Giorbino: "Villa Kunterbunt")
ist die unselige Vergangenheit (und Gegenwart) ins Gesicht geschrieben.
Unrasiert, Gammellook, Ohrschmuck und Schusters kleiner verschämter
Zopf (den er offen trägt). Aber auch der GOVI-Einzelhandelskaufmann
Jürgen Weiß (26) geht noch problemlos als Hippie durch. Seit
2 Monaten haben sie einen Türken am Bass, Erdem (22), der die Fremdarbeitertradition
fortsetzt, die mit Hans Keller ihren Anfang nahm, jenem 38-jährigen
Schweizer Grafiker und Ex-70er-Hippie (mit Rasputin-Haar und Ho-Chi-Minh-Bart),
der heute als Steuerflüchtling im Exil lebt. (P.S. Verkaufte Geisterfahrer-LP's
je 7000).
|
Ti-Thos Tina Marisa will kein Sexsymbol sein
|
Wer noch die schöne früh-60er-Serie mit Roger Moore kennt,
muß sich natürlich die Entweihung des Ivanhoe-Namen
durch gleichnamige Rockband verbieten. Genauso wie die Vermischung von
guten 60er-Melodienklischees mit drömelndem Hippiesound. Trotzdem
ist Ivanhoe! noch erträglich, weil sauber und harmlos. (Giorbino
ist leider nur sauber und harmlos und langweilend). Verträglich und
grundanständig sind auch die Mitglieder, Architektensohn Jackie Eldorado
(23) und Elektromeistersohn Andy Giorbino (ca. 25, Musiker mit extrem
niedrigen Lebensstandard), der Hippie mit Volksschulbildung, der von einem
Teac 8-Kanal-Gerät träumt. Jackies Vergangenheit als erster
deutscher Punk (der Iggy das Hosenbein abgeleckt hat) und Ex-Geliebter
von Nina Hagen sollte besser vergessen werden, erinnern wir uns seiner
lieber als jemanden, der Christian Dior After Shave benutzt und Eisbergspitzen
bastelt.
Und kommen wir nun zu einer Vereinigung ("gottgewollt" O-Ton
Jörg), von deren sexuellen Besessenheiten erst die Spitze eines Eisberges
wahrzunehmen war. Jeunesse Doree (die vergnügungssüchtige
Großstadtjugend) ist das Projekt des kleinstädtischen Beamtensohnes
und Jim Morrison (der Politiker der Erotik)/Elmar SchärmerVerehrers
Jörg (23). Sätze wie Acht- bis zehnmal am Tag habe ich
ihr gegeben, was sie brauchte" oder "Engelchen, zieh dich aus,
ich berste" (aus den Memoiren des genialischteuflischen Sexverbrechers
Schärmer) könnten auch seinen perversen Gelüsten entnommen
sein. Fast die Hälfte des Tages verzehrt er sich in Sehnsüchten
nach Frederike (22), seiner Sängerin, einer gutbehüteten Architektentochter
mit seichter, altromantischer Bildung, die an seiner Männlichkeit
kein gutes Haar läßt (Jörg singt höher als
ich!") und herbe Männerdeos benutzt (Jörg gebraucht weiche,
schwere Deos von Derringer und Henry M. Betrix und Juvena Seife, 9,50
DM das Stück). Von Spannung spür ich auf ihrer ersten Maxi-Single
aber nichts: wulstig-klebrige Arrangements und harter, unsicherer Gesang
pappen schöne poppige Liebesballaden völlig zu. Durch erotische
Kühle entnervt, sucht Jörg für eine (bis jetzt noch) vielversprechende
LP neue (Gesangs-)Talente, mit exzessivem Sex.
Völlig überflüssig, oberflächlich und öde ist
die Oberschüler-Möchtegern-Pop-Band die Kapazität.
Christoph Willumeit (18, Schüler), Stephan Braun (21) und der Student
Wolfgang Marx (21, sein Vater ist Bundeswehr-Oberst) versuchen sich seit
zwei Jahren extrem erfolglos und machen peinlichste Texte ("Die
Strafe meiner Augen ficht euch nicht an" usw.).
Texte einer anderen peinlichen Art bei Nachdenkliche Wehrpflichtige,
dem Projekt von Diedrich Diederichsen (24, Journalist, Student, - der
sich bisher erfolgreich der Wehrpflicht entzogen hat) und dem Kunstmaler
Albert Oehlen (28, jetzt "Männer in nassen Kleidern").
Nach der ersten frigide-ekligen Künstlersingle (1 500 verkauft) sucht
jetzt nur noch DD, Sohn eines Theaterwissenschaftlers und einer Lehrerin,
zu alten, gefundenen Prosatexten und Musikideen "von Bowie bis Bow
Wow Wow" (O-Ton DD) Gastmusiker zusammen. Die ersten beiden neuen
Songs (Soft-Funk und Dschungelpsychedelik) sind natürlich im BowieVergleich
ein Witz, ansonsten aber noch akzeptabel. Aber DD ist auch weiterhin Peinlichkeiten
(er nennt es "exzentrische Ausfälle") gegenüber immer
aufgeschlossen. Kein Wunder bei seiner Vor/Verbildung, dem Abitur auf
Hamburgs Eliteschule, dem 450 Jahre alten Johanneum (mit 2,2); als Ausgleich
brüstet er sich damit, als "einziger" der hier vertretenen
Musiker Brusthaare zu haben ("aber nur ein paar"). Seine Helden:
John Cale, John Lennon, Marcel Proust.
Palais Schaumburg, die Band, die geruchlose Mum Deoroller, Niveacremeseife
und Babyshampoo bevorzugt, ist keine Tanzband, d.h. man kann nach ihrer
Musik (Jazz?) nicht richtig tanzen, sondern nur nervös mit dem Arsch
wackeln. Musik für Verhaltensgestörte. Und originell (was sie
sind!) heißt nicht gut! So diffus und faselig wie die Musik (Ausnahme
die Single "Telephon") sind Holger Hillers (Schweinedrogen?)-Texte
("Die CDU verpißt sich/wie Tiger an der Pampel-Ampel").
Holger Hiller (25, Kunststudent, Musiker, u.a. auch bei Geisterfahrer
und Kiev Stingl, und heute überall als wichtiger Einfluß gefeiert)
hat mich gebeten, ihn doch fertigzumachen/als "bornierten Lackaffen"
zu bezeichnen. Dabei ist er nur ein harmloser, hysterischer Spinner (manche
sagen Exzentriker), der im Alkoholrausch zu grotesk-witziger Form aufläuft.
Bei Palais Schaumburg ist er ausgestiegen (eine seiner Launen?) und plant
eine Single mit vier vietnamesischen Sängerinnen. Mit neuen LP-Aufnahmen
versuchen die restlichen Drei der Phonogram die gleiche phantastische
Summe wie bei der ersten LP aus der Tasche zu ziehn (LP-Verkauf 20.000,
Singles bei ZZ je 3500): Thomas Fehlmann (24, Schweizer Architektensohn
- der Vater baute z.B. Krankenhäuser in Kuwait und im Iran -, Maler
und Grafiker, 1976 als Kunststudent nach Hamburg eingeladen, Skifahrer),
Timo Blunck (20, Zivildienst im Altonaer Kinderkrankenhaus, in dem sein
Vater Chefarzt ist, Mutter Ballettlehrerin, Abitur im Johanneum mit 1,3,
ehemaliger VW Cabrio-Fahrer) und Ralf Michael Hertwig (18, Schüler,
Sohn eines Aufsichtsrats der Deutsch-Südamerikanischen Bank, sammelt
Musik- und Filmberichte und benutzt die Tönungscreme seiner Mutter).
Fische-Freund, Q-Tips- und Massagegerät-Benutzer und Simmel/John
Waters-Filmliebhaber Thomas Fehlmann wird eine 12inch ("Westmusik")
mit dem New Yorker Peter Gordon herausbringen, mit leicht rauher Jazz-Bar-Instrumentalmusik
(leichte Spuren seiner musikalischen Vorbilder Fripp/Eno).
|
Jackie Eldorado im Blutrausch
|
Unausstehlich finde ich Saal 4, unansehnliche, steife Schnösel,
die Pop/Beat/Unterhaltungsmusik wollen, aber nur intellektuell verklemmt
sind. Jens Kraft (22) war mit Detlef Diederichsen auf derselben Volksschule
und ist mit ihm und Christian Kellersmann 1976 als New-Wave-Gruppe Quer
in Hamburger Clubs aufgetreten. Krafts Solokarriere als Rex Dildo ist
glücklicherweise nach einer grausamen Single versandet. Angeblich
ist er ein sexueller Schweinigel.
Mehr Sex-Verbindungen: hier ist die intellektuellere (harmlosere) Version
von Jeunesse Doree: Ti-Tho. Thomas Stelter (25, Musiker, Altfreund
Holger Hillers, Hippie in Spanien und London - was er nicht zugibt, er
schämt sich seiner Hippievergangenheit -Flamencogitarrist, Synthiprogrammierer,
Joseph-Beuys-Verehrer) verliebt sich "gerne und oft, und hoffnungslos
in die Sängerin" Tina Marisa Calcanio (16, Schülerin, mit
italienisch/ägyptischem Vater, der Geige im Osloer Symphonieorchester
spielt, und deutsch/russischer Mutter; Ballettänzerin, Pianistin,
abstrakte Malerin, mag keinen Pop und kein Fernsehen). Die sich auch "gerne
und häufig" verliebt (in Künstler/Intellektuelle), aber
nicht in Thomas. Aber alle lieben sie (ältliche Intellektuelle brauchen
anscheinend junge Dinger), und sie will kein Sexsymbol sein. Also auch
kein Erfolg für Ti-Tho, die sich viel zu ernst nehmen, mit verquasten
Künstlertexten (die ich nicht ernst nehmen kann) und hauptsächlich
üblicher maschineller Korg-Grütze (ihr Singlestück hat
einen hübschen Akkordeonrefrain, also müßten sie's ja
besser können). Und Mädchen in Tinas Alter sollten sowieso nicht
soviel Dostojewski lesen, Pop Group hören und alberne schwarze Messen
auf stillgelegten Friedhöfen in Schwarzenbek besuchen.
Beefheart-mäßige, uninteressante bis eklige Geräusche/Rhythmen
spielen die Vielleichtors mit Markus Oehlen, dem "ehemaligen
Drogenhändler" (O-Ton Oehlen) Berthold Locke und wechselnden
Besetzungen. Der schwergewichtige Karikaturistensohn Markus Oehlen (25,
Kunstmaler, ein echter Oehlen in der Größe 2x3 m liegt bei
8000.-) verbringt seine Freizeit mit Alkohol ("muß trinken"),
Wichsen und penibler Körperpflege ("wenig Waschen, viel Niveacreme").
In stumpfer alter Rocktradition "ihr Ding bringen" wollen X-mal
Deutschland; und dann halten sie nicht mal was von Sexy-Images. Dafür
mehr von Schwarzen Messen, zu denen Fiona (18, Schottin, ihr Vater wohnt
auf Jamaika, wo er eine schottische Likörfabrik besitzt) ihre selbstgebastelten
Voodoopuppen mitbringt. Das einzige, was ich ihnen abnehme, ist, daß
sie als kleine Amateur-Garagen-Depressorocker zuviel schlechte Bücher
gelesen haben und ansonsten auf Pfefferminzschokolade, Hamburger, Ami-Cabrios
vor 1960 und deutsche Horrorstummfilme stehen. (2000 verkaufte Singles).
Definitiv zu viel schlechte/schlappe Musik haben die Zimmermänner
gehört. Sie machen's nach, und heraus kommt noch mehr spannungsarme
Musik, von Leuten, denen es offensichtlich zu gut geht. Es schwappt seicht
und inhaltsleer vorbei (ihre eigene Einschätzung als "Westcoast-Funk"
ist ziemlich treffend), Technik aber kein Gefühl. Du kannst es dir
vorstellen, wenn du weißt, daß der Sänger/Gitarrist Ewald
Braunsteiner ist. Ewald ist Detlef Diederichsen (22, SOUNDS-Schreiber,
Musiker, Diedrichs Bruder, Abitur auf dem Johanneum). Außer Timo
Blunck (Tasten/Gesang) und Christian Kellersmann (21, Musikstudent) spielt
jetzt die Ex-Saal 3-Rhythmusgruppe mit, Hans-Jürgen Piel (19) und
der Wurstfabrikantensohn Johann Michael Bley (20). (Verkaufte Singles:
2000 und 1000).
Die Punks
"Die rohen Punker - Nadel im Ohr, Haß auf die Welt" (berichtet
BILD im PunkerKrawallsommer 1980). 1982 im berühmten Karolinenviertel
treten Anarchopunks im TV auf, in der Sendung "Die Kriminalpolizei
rät" (Produktion: "Sonderdezernat K1" - Harald Vock),
wo sie ein altes Ehepaar bedrohen. Und Gott, Schlagzeuger der Razors (wie
die meisten Hamburger Punkbands aufgelöst), wirbt im grünen
Hawaiihemd für die Landesbausparkasse.
Präsentation
Wer will schon langweiligen Leuten mit langweiligen Bewegungen (oder gar
keinen) dabei zusehen, wie sie auf der Bühne langweilige Songs runterspielen.
Konventionelle Livegigs sind absolut die Sache des vergangenen Jahrzehnts.
Und die Sache der Hamburger Bands; die keine Ausstrahlung haben (Ausnahme:
Holger Hiller). Immerhin verspricht Andreas Dorau eine aufregende Show
(auf seiner Sommertour). Ti-Tho wollen eine Live-Show/Performance vorbereiten
(Andy Giorbinos Performances gingen regelmäßig daneben), und
Jörg/Jeunesse Doree plant eine Videoshow und möchte sich am
liebsten auf offener Szene von einem blutjungen Mädchen mit langen,
roten, spitzhackigen Knautschlackstiefeln auspeitschen lassen. Abwarten,
wer das richtige Timing dabei hat, das selbst den Human League (bei ihrer
matschigen Show) und Heaven 17 (bei ihren an sich großartigen Discoauftritten)
abgegangen ist.
Macher
Hamburgs Mann an den Schaltern der (Neue-Welle-)Macht und Spezialist für
finanzielle Drahtseilakte ist Alfred Hilsberg (35, laut Telefonbucheintragung:
Medienarbeiter). Bis zum Alter von 17 lebte er in Wolfsburg (wo sein Vater
Arbeiter bei VW war), worauf er noch heute einen Teil seiner geistigen
Schäden zurückführt. Nach einem Intermezzo als Journalist
bei diversen Tageszeitungen arbeitete er in Hamburgs Underground- und
Dokumentarfilmszene (der 2,5-Zentner-Fusselhippie Helmut Herbst war der
erste, der ihn zusammenschlug) und als Dozent an der Hochsch.f.bild.Künste
und der Fachhochschule Bremen. Im Januar 1977 machte er das erste deutsche
Punkkonzert (mit den Vibrators). Hat in Hamburg zwölfmal die Wohnung
gewechselt und lebt in völlig verarmten Verhältnissen. Gilt
in der Szene als Paranoiker. Deutschlands unbedeutendstes Plattenlabel
(Unser Angebot, das "SOUNDS-Label") wird geleitet von Peter
Cadera (29, Ex-EMI-Pressemanager, kurzzeitig Abwärts-Produzent und
Sohn eines Herstatt-Bankiers). Als Kölner aus Passion liebt er die
blumige Ausdrucksweise und kennt für den Zustand der Volltrunkenheit
50 verschiedene Redewendungen (z.B. "Tiertisch abgeschmiert").
Haustiere
"Wanzen" (Markus Oehlen). Weitere Kleintierhalter sind Fähnlein
Fieselschweif (Wellensittiche), Alfred Hilsberg (Kleinpapagei und Großsittich)
und das Punkmonster Dr. Mabuse (Ratte). Timo Bluncks Schwester Rica (Ex-Sängerin
bei Fieselschweif und den Zimmermännern) besaß einen Goldhamster.
Als der gestorben war, kaufte ihre Mutti schnell einen neuen, damit sie
es nicht merkt und weint. Diedrich Diederichsen besitzt zwei kastrierte
Kater. Stolze Schlittenhundeigner sind Andy Giorbino (Rudi), Jackie Eldorado
(Ingo, der eigentlich Christiane F. gehört) und Frederike (Koko,
der sie vor Jörg beschützen soll). Andreas Dorau besaß
als Sechsjähriger einen Hamster, der ihm aber schon am ersten Tag
aus der Hand gefallen und gestorben ist.
Femsehserien
Die (überschätzte) In/Hip-Serie ist "Rockford" (weil
sich Intellektuelle und Kriegsdienstverweigerer gerne mit dem smarten
James Garner identifizieren möchten). Die neuen Kultserien sind "Der
Doktor und das liebe Vieh" (lief Sonntag nachmittag, langweilig)
und "Rate mal mit Rosenthal" (grandios grotesk). Die beste Serie
(aller Zeiten) ist "Mit Schirm, Charme und Melone" (sagt Jörg/Jeunesse
Doree; sage ich auch).
Fußball
Fraktionskämpfe zwischen HSV-Fans (Gebrüder Diederichsen, Ruff,
Fieselschweif, Hamburger Punks) und HSV-Hassern (Gülden, Doree, mir).
Ewald hat sich aus der Fußballszene zurückgezogen und spielt
zu Hause mit Phantasiemannschaften eigene Meisterschaften aus. Michael
Ruff mußte auf den HSV umsteigen, seit der FC St. Pauli immer weiter
absteigt. Jörg Güldens Lieblingsmannschaft ist Borussia Mönchengladbach.
Diedrich Diederichsens absoluter Lieblingsspieler ist Günter Netzer
(und weiter Overath, Jupp Posipal, Willi Schulz, Hrubesch). Jörg/
J. Doree's Lieblingsspieler sind Ente Lippens und die Bundesligaskandalsünder
Waldemar Slomiany, Tasso Wild, Bernd Patzke und Manfred "Cassius"
Manglitz.
Mode
Keine gute Mode in Hamburg, Nirgendwo (oder nur sehr teuer) kann man gute
Sachen kaufen. New Romantic, oder das, was der Deutsche dafür hält,
mit einjährger Verspätung im Mädchen-Young-Fashion-Shop
bei C&A. Intellektuelle, jahrzehntealte HerrenAnzug/Freizeit/Cocktail-Mode
im Schaumburg-Dunstkreis (in gedeckten, matten Farben, teils mit Stil,
meist Sperrmüll-Chic). Mehr vom gleichen Popperstil präsentiert
Andreas Dorau mit der neuesten Pariser Kollektion (wo er vergeblich Lio
hinterhergelaufen ist, und auch die anderen schönen Pariser Mädchen
haben ihm nichts genutzt). Ewald Braunsteiner hält sich für
"modebewußt" und ist das Gegenteil von "schick":
langer, hagerer Körper in nicht witzigen, schäbigen Mittelmaßsachen.
Jörg/J. Doree als Vertreter der konsequenten Anti-Mode (Mittelstand
mit Cord-Jeans, hier noch schlimmer: Breitcordfetischist Michael Ruft).
Modetip: Trage nie Cord-Jeans! (Außer vielleicht zum Gartenumgraben).
Erlaubt sind hingegen Blue Jeans (aus Brando/J.Dean-Nostalgie) in Verbindung
mit schwarzem Leder. Vom Schlimmsten: der Gammel-Clochard-Unrasiert-Hippielook
(Geisterfahrer, DD, Vielleichtors, Giorbino, Saal 4 usw). Dieses Jahr
sollte man tragen: Hollywood-Freizeit-Anzüge-Glamour und/oder Farben-Sommer-Pop
-1964 bis 1967.
Autos
In der Szene hat man entweder keinen Führerschein, oder man fährt
einen Käfer oder einen anderen Gebrauchtwagen der unteren Mittelklasse.
Und man träumt von deutschen 50er/früh60er-Marken (Borgward,
Lloyd, DKW) oder alten Franzosen (dem genialen Citroen DS). Jörg
Gülden (bisher 32 Autos) schwärmt von seinem ehemaligen Pontiac
Grand Am (348 PS, 250 Spitze). Alfred Hilsberg (bisher unfallgeschädigt,
grundsätzlich kein Führerschein) fährt Taxi und sitzt nur
hinten rechts.
Gewalt
Durch die Bank Kriegsdienstverweigerer! Die sich Gewalt nur im Film ansehen
(und auch da in Maßen). James White/Contortions griff beim Hamburger
Konzert tätlich Thomas Fehlmann und Caro (Ex-Schlagzeugerin X-mal
D.) an und ist damit davongekommen. Jörg/J.Doree will DD eins aufs
Maul hauen (weil der ein arroganter Schnösel ist, der nichts weiß
und doch klug daherredet). DD ist ein unberechenbarer Choleriker, der
bei seinen Tobsuchtsanfällen mit dem Fuß aufstampft, während
sein Hals sich verlängert.
Drogen
"Hasch macht dumm. LSD und Bier sind unter Umständen erzieherisch."
(sagt Drogenverbraucher DD, mit Bierbauch). Nicht süchtig machende,
teure Drogen (Jörg Gülden). "Muß Trinken!" (Markus
Oehlen). Hasch, Bier, Whisky (Geisterfahrer). Schweinchen, Schneekönig,
Sandemann Cherry (Jackie Eldorado). Old Crow, Jim Beam (Jörg/Jeunesse
Doree). "Zu guten Drogen schlechter Schnaps" (sagt Jörg
Gülden über den bekannten Trinker Alfred Hilsberg, neuerdings
von Wodka auf Campari umgestiegen und laut ärztlichem Gutachten eigentlich
schon seit sechs Jahren alkoholtot).
Keine Drogen, kein Alkohol (Timo Blunck, Andreas Dorau).
Hasch (Abwärts/RipOff).
(Aus Gründen der Strafverfolgung keine Nennung von Kokain-Verbrauchern).
Essen
Söhne aus gutem Hause mögen am liebsten vom Feinsten, am besten
französisch, italienisch und chinesisch. Jungen in der Aufbauphase
brauchen ein ordentliches Frühstück. Andreas Dorau bekommt von
seiner Mutti 1 Glas Orangensaft, 1 Glas Vollmilch, Kakao, Brötchen
und Nutella. ("A.D. ist der einzige Mensch, der nicht Orangen schälen
kann", sagt Jürgen Keller). Alfred Hilsberg ißt kein Frühstück,
sondern trinkt Perrier Mineralwasser. Und hat Hamburger abgesetzt, um
"auf seine schlanke Linie zu achten". (Allgemeines Gelächter).
DD ist der kulinarische Querschläger (manche sagen: Wildsau). Er
bevorzugt Hamburger und ölige Pommes Frites.
Ausgehen
Wer die meisten hier erwähnten "Stars", Sternchen und Sternschnuppen
einmal hautnah erleben möchte, muß ins "Alles wird gut"
gehen (Eppendorfer Weg/Ecke Eimsbüttler Chaussee), eine ehemalige
Schlachterei mit langweiligem "Neue-Welle"-Stil und langweiligen
"Neue-Welle"-Gästen/Künstlern. Dann gibt es noch das
Intellektuellen-Cafe "Vienna" (Fettstraße), das Popper/Schweinefotografen-Nachtcafe
"Cha Cha" (gegenüber der Musikhalle), das Neger/3.Welt-Lokal
"Mambo Jambo" (Marktstraße) und das "Versuchsfeld"
(Schützenstraße). Keinen triffst du mehr in der "Marktstube"
(Marktstraße), dem Ex-Stammlokal von Hilsberg, DD usw. Und höchstens
DD und Marcus Oehlen triffst du im einzigen Laden mit Klasse, dem "Disco
City" (Reeperbahn/Spielbudenplatz), einer Harlem-like Bar mit 98
% Negergästen. Guter Stil mit schlechtem Publikum und schlechter
Musik im "Trinity" (Eimsbüttler Chaussee) und im "Tanzpalast
Fürstenhof' (50er Jahre Disco in Barmbek). An junge Mädchen:
Wer Andreas Dorau treffen will, sollte die Kinos UFA und Streit's (wo
er den letzten Mel Brooks dreimal gesehen hat) belagern.
Geld
Bankkonto (Michael Ruff, Ewald Braunsteiner). Erhebliche Schulden (Diedrich
Diederichsen). Ehefrau mit zu erwartender Erbschaft (Jörg Gülden).
Ehemaliger Hausbesitzer in Braunschweig, heute verarmt (Alfred Hilsberg).
Mannesmann-Aktien (Matthias Schuster). Gutsituiert, teure Wohnung (Thomas
Fehlmann).
Sex
Kommt hin und wieder vor (Markus Oehlen).
Seit drei Jahren glücklich verheiratet. Kein Fetischismus, ansonsten
jeder Verkehr, der machbar ist (Jörg Gülden).
Kann nie genug kriegen - "Bordellbesucher" (DD über Peter
Cadera. Vorliebe: "Fellatio").
Onanieren (Ivanhoe!) - Christiane F. (Jackie Eldorado).
Ältere/ältliche Herren/Intellektuelle haben Komplexe und wünschen
sich kleine, unschuldige Mädchen, bei denen sie sich als Mann weisen
wollen:
DD ("Catherine Deneuve ist zu alt für mich") will es jung,
klein, klug und dunkel (wie z.B. Inge Berger, Linda Manz, Jodie Foster,
Kim Wilde).
Alfred Hilsberg träumt davon, sich mal wieder in ein junges Mädchen
zu verlieben (Tina Marisa?); wie vor einigen Jahren, als er von den Eltern
fast zur Heirat gezwungen wurde.
Wer als Hobbies Barrenturnen und Ballettanzen betreibt, steht natürlich
auf knabenhafte Mädchen mit strammen Hintern (Timo Blunck, der den
südländischen Typ, selbstverständlich aus gutem Hause,
bevorzugt - ebenso wie Ewald).
Kühlen Sex mit blonden, wohlgeformten Frauen (am liebsten Catherine
Deneuve, Ornella Muti und Jessica Lange) wünscht sich Ralf Hertwig,
der dabei aber immer die "Oberhand" behalten will. Liebhaber
Michael Ruff ("Frauen sind meine Welt") sucht eher den reiferen
und überreifen Typ über dreißig. Seine Damenwahl beweist
völlig verirrten Geschmack: die Drummerin von Girlschool und Patti
Smith!
Ebenfalls eine ältere/alte Freundin hat Thomas Fehlmann, der aber
auch was Junges, Rita Hayworth oder Brooke Shields begehrt. Mehr Bedarf
an blutjungen, unberührten Mädchen: Jörg/Jeunesse Doree
verlangt kleine Brüste und höchstens 15-jährige aus gutem
Haus. Stilvoll findet er aber auch noch Faye Dunaway, Catherine Deneuve
und Geraldine Chaplin. Wenn, wie in den letzten Wochen, sein Sextrieb
aber so unermeßlich stark ist, daß ein Tropfen genügt,
um das Faß zum Überlaufen zu bringen, und er nicht zur Erfüllung
kommt, wird er auch von Perversionen wie Sex mit Kindern oder Tieren erregt
und möchte sich von jungen Mädchen erniedrigen lassen. Für
1983 plant er große Jubiläumsfeierlichkeiten: 25 Jahre kein
Sex!
Andreas Dorau hat noch nie ein Mädchen nackt gesehen" (sagt
Timo Blunck). Andreas Dorau hat bei Klassenfesten immer in der Ecke gesessen
(sagt er selbst). Er besteht aber darauf, nicht verklemmt zu sein. Klar
ist: er ist unermeßlich scharf auf Frauen wie Amanda Lear, Malaria,
Ornella Muti, Claire Grogan, Annabella Lu Win (mit Irokesenschnitt), Kim
Wilde (trotz Käsegesicht und zu brutalem Charakter), Grace Jones
(der er einen Blumenstrauß auf die Bühne geworfen hat). Mit
ihnen möchte er gern das ganz normale 08/15-Programm durchnehmen,
aber auch mal die 69er Stellung probieren, oder vielleicht sogar die Hakenkreuzstellung,
die er neulich im Playboy gesehen hat. Erkennungszeichen (geschmacklos!):
der versteifte Penis auf der Rückseite des LP-Covers. Während
er vorne versucht, kleine Mädchen mit traurigem Schlafzimmerblick
à la Karel Gott in Sicherheit zu wiegen.
Harmlos/teuflisch! Mehr Sex!
(Quelle: Sounds 5/82)
1. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht und gezählt,
wie oft in eurem letzten Heft das Wort HIPPIE auftaucht OK., Hippies sind
nun wirklich widerlich, aber die dauernde Verwendung dieses Wortes wirkt
nervend, langweilig, zeigt Einfallslosigkeit (wie wär's mal mit SCHLAFFIE?)
und wohl auch ein wenig Angst (vor diesem großen Feind).
2. Den Kid P.-Artikel in allen Ehren (besonders Hippie-getränkt),
aber ich schätze, daß alle Redaktionsbosse nach jahrelanger
seriöser (?) Berichterstattung nun sich totlachen, daß sie
auf ganz legitime Weise (alle sind amüsiert) endlich ein wenig BRAVO-Stil
in ihr Blatt gebracht haben. Außerdem, wenn schon Klatschgeschichten,
dann aber auch über wirklich wichtige Leute!! Wen interessiert schon
die Unterhosengröße eines M. Ruffs? Zum Schluß möchte
ich euch mit der Frage nach der Identität Kid P's verschonen. Interessiert
nämlich auch keinen. Und an dich lieber Kid gebe ich den Tip, doch
mal die schlaffige Hippievergangenheit gewisser Macher einer Zeitung die
sich SEX (oder so ähnlich) nennt zu durchleuchten. Dort wirst du
vielleicht sogar auf einige wichtige Leutchen treffen!!
Ein alternder (wie D. D., 24 J.) Intellektueller, Conny
S., Mönchengladbach
Nun wissen wir endlich, was gespielt wird, Kid P., der wagemutige Kulturreporter
packt aus, Die Hamburger Neue Welle High Society wird als heruntergekommene,
von Ex-Hippies durchsetzte Kulturmafia entlarvt. Da wimmelt es nur so
von bourgoisen Neurotikern und langweiligen Musikern/Bands, die sich gegenseitig
helfen, und wir sind jahrelang darauf reingefallen. Mein Vorschlag: Deckt
den Skandal jetzt bundesweit auf. Fortsetzung der Serie wie folgt: "Tom
Dokoupil als ehemaliger Westcoast-Hippie enttarnt", "Berliner
Underground von 30 jährigen unterwandert", "Das Geheimarchiv
des Xao S.: Boston und Kansasplatten bei Hausdurchsuchung gefunden"
oder "Ralph Siegel packt aus: Ich habe alle Abwärtssongs komponiert!"
Aber nun mal ganz im Ernst. Kid P.'s Artikel hat ja durchaus humoristische
Qualitäten (was ihn lesenswert macht), aber hättet ihr nicht
bis zur Ferienzeit mit der Veröffentlichung warten können, wenn
sowieso nichts mehr los ist?
In den bis dahin zu erwartenden Ausgaben würde ich gern mehr und
Ausführlicheres über interessante, bis jetzt von Euch nur am
Rande erwähnte, neue Gruppen wie Trümmerfrauen, Ja, Ja, Ja,
Dunkelziffer, By Chance, C.U.B.S. etc. lesen.
Setzt doch Eure vor 2,3 Jahren begonnene Linie fort über Neues zu
schreiben, wenn dies wirklich noch neu ist, Alternativen zum viel beklagten
0815 New Wave existieren bereits; berichtet mehr darüber!
Rudolf Nachtsheim, 5470 Andernach
Lieber Kid P.,
mit großem Interesse las ich Deinen Artikel "Die Wahrheit über
Hamburg" in der letzten Ausgabe.
Wie ich hörte, wolltest Du auch uns diesbezüglich interviewen.
Leider (und das meine ich bierernst!) kam dieses Interview nicht zustande,
und so bleibt eine brisante Frage (bis jetzt!) unbeantwortet.
Was ist ein sexueller Schweinigel?
Merke: "Nichts interessiert Dich mehr als Sex/Die sexuelle Unterdrückung
ist die Süßeste aber auch die Härteste/Durch Sie werden
ehrliche Menschen zu Lügnern/Lügner zu Missionaren/Und Missionare
zu Gotteslästeren".
Mit der Hoffnung auf eine befriedigende Antwort auf meine Frage verbleibe
ich mit freundlichen Grüßen
Jens Kraft, Saal 4, Hamburg
Zu SOUNDS 5/82 habe ich nur folgendes zu sagen:
Die Syphilis scheint bei Kid P. inzwischen endgültig zur Gehirnerweichung
geführt zu haben. (Tja, wer's nicht lassen kann ...) Denn anders
läßt sich sein Hamburg-Artikel nicht erklären. Wer interessiert
sieh schon für die Sauf- und Sexgewohnheiten der "Hamburger
Stars"?
Ich hin übrigens im Nonnenkloster aufgewachsen und Gründerin
der hiesigen NO SEX-Liga.
Es grüßt
Schwester Alberta, Seemannsmission Hofheim a. Tr.
Die Qualität steigt von Ausgabe zu Ausgabe. Allein verantwortlich
dafür zeichnet Kid P. Sein Hamburg-Bericht war schon allein das Geld
für die SOUNDS wert.
Und dann sind da ja noch Filmtips, LP-Kritiken und Single-Besprechungen
von ihm. Da frage sch mich, wann denn Kid P. endlich Redakteur wird und
den Inhalt möglichst allein bestimmt. Denn dann gäbe es in Deutschland
endlich eine lustige, niemals langweilende Zeitschrift, die an jeden Haushalt
verteilt werden sollte.
Helfried Henke, 6520 Worms
SOUNDS ist so gut wie seine Leser es verdienen.
Jetzt reicht's - macht weiter so.
Heinz Günther, 6521 Dorn-Dürkheim
Kid P. ist großartig. Seine Wahrheit über Hamburg ist eine
Wohltat für alle mehr oder wenigen stillen Genießer. Und ich
weiß endlich, was ich an dieser Stadt habe. Bloß fehlt mir
noch der definitive Bericht von Kid P. über Kid P. (mit Fotos, natürlich),
denn ich will endlich wissen, wer das ist.
gez. DER DICKE MANN, auch Hamburg
P.S. Und auch Kleintierhalter, z.B. zwei Goldhamster, Meerschweinchen
Grillen (besser als jeder Synthie}, Igel, Mäuse, Goldfische und Mehlwürmer
(waren ursprünglich als Nahrung für den Igel gedacht, aber weil
der keinen Appetit hatte, haben sie sich ziemlich vermehrt), Frösche
und Wellensittiche. Leider sind alle irgendwie gestorben, und jetzt habe
ich schon meinen vierten Wellensittich, und der ist grün und so.
Betrifft: KID P. und die neuen Wahrheiten über Hamburg. Lieber Kid
P. über deinen Artikel über Hamburg oder eher über die
sogenannte Hamburger Szene, konnte ich eine knappe viertel Stunde lachen.
Ich frage mich nun, oh es jetzt Mode geworden ist, dass die Hamburger
Szene sich von jedem Hans und Franz verunglimpfen läßt?
Es ist doch einfach ganz toll, nun soll ich dich von einer jungen Dame,
die im Artikel ihrer Meinung nach zu hart angepackt wurde, fragen: "KID
P.! WANN HAST DU DAS LETZE MAL GEFICKT?"
Nun ja, man könnte ja denken, so ein junger Mann aus der Hamburger
Szene, daß der liebe Kid P. seine eigenen Probleme verdeckt, und
dafür sich an der Privat-Atmosphäre anderer Leute aufgeilt,
aber lassen wir das, es ist immer schwierig, einen Kritiker zu kritisieren.
Außerdem bildet sich ein Urteil ziemlich leicht, wer was ist, ob
Hippie oder so, es kann angehen, daß die Hamburger Szene von diesem
oder jenen Menschenschlag unterwandert ist, aber wer macht sich schon
darüber Gedanken? Natürlich nur einer der nichts besseres zu
tun hat! Ich sage nur zu Reaktionen, als Poet natürlich: Welch Spektakel
lösten wenig Worte aus, ins Gegensatz, zum Vorsatz kund zu tun, welch
Schmach in diesem Orte herrscht! Das war alles:
RALF DROGE!
HAMBURG natürlich!
(Leserbrief Sounds 6/82)
Leserbrief zum Artikel von Kid P(etersen) über die "Hamburger
Scene".
Ich sehe Kid P. manchmal die Reeperbahn hinuntergehen (natürlich
nur tags). Er geht seht schnell, bleibt aber an roten Ampeln auch dann
stehen, wenn weit und breit kein gefährliches Auto zu sehen ist -
er verliert so seine Zeit.
Kid P. sollte mehr darauf achten, Hundescheiße von den Schuhsohlen
gründlich zu entfernen, da sie andernfalls trocknet und dann - trotz
Gestank - leicht übersehen wird.
Freundlichs
(Leserbrief Sounds 7/82)
|